Mitte der 90er Jahre eroberte ein kleines Entwicklerstudio namens Revolution Software die Herzen vieler Adventurespieler. Zwar hatte man zuvor schon mit „Lure of the Temptress“ und „Beneath a Steel Sky“ Achtungserfolge erzielt, Baphomets Fluch übertrumpfte jedoch mit bombastischen Animationen, feiner Sprachausgabe, einer fesselnd erzählten Hintergrundgeschichte und einer genial einfachen Bedienung nicht nur die Produkte aus dem eigenen Haus. In der Rolle des Amerikaners George Stobbart und an der Seite der französischen Journalistin Nicole Collard muss der Spieler die Beschwörung des Dämons Baphomet durch die letzten verbliebenen Anhänger des Tempelritterordens verhindern. Trotz des mystischen Grundtons hatte man jederzeit das Gefühl, sich mitten in einem spannenden Thriller zu befinden. Die Eingangszene, in der ein Clown ein malerisches Café in die Luft jagt, ging in die Adventure-Geschichte ein.
Damit sollte jedoch bei der dritten Auflage Schluss sein. 3D-Grafik war hip, Playstation 2 und Xbox verkauften sich wie geschnitten Brot. Revolution Software sprang auf den Zug auf und stellte seine Adventurereihe auf 3D-Grafik mit einer umständlichen Tastatursteuerung um – auf dass das Spiel auch für Konsolen geeignet sei. Zwar gab es auch diesmal wieder eine packend erzählte Hintergrundgeschichte, die Grafik hinkte jedoch dem damals aktuellen Stand der Technik hinterher und überproportional viele Rätsel bestanden aus dem Verschieben von Holzkisten – Sokoban ließ grüßen. Gerade letzteres brachte der Serie Häme, einen hohen Bekanntheitsgrad und zahlreiche Anspielungen in verschiedenen Konkurrenzadventures ein.
Wie der Titel „Baphomets Fluch 2.5: Die Rückkehr der Tempelritter“ bereits andeutet, spielt die Handlung zeitlich nach dem offiziellen zweiten Teil: Während George wieder einmal in der Weltgeschichte herumreist, ereilt ihn die Nachricht von Nicos Tod. Sofort macht er sich auf den Weg nach Paris, wo er seine Freundin jedoch gesund und munter antrifft. Merkwürdigerweise ist die Fotojournalistin über das Wiedersehen alles andere als erfreut und setzt George umgehend wieder vor die Tür. Dort trifft der Protagonist auf den Verkaufsstand einer alten Bekannten: der hellseherischen Blumenverkäuferin. Von ihr erfährt der Spieler, dass Nico nicht nur eine Weile verschwunden war, sondern sich auch noch mit Georges altem Rivalen André Lobineau getroffen hätte. Über genau diesen stolpert man nur kurze Zeit später bei einem kleinen Rundgang durch Paris. Zur Rede gestellt, behauptet er hartnäckig, Nicole hätte einen Anschlag auf den Bürgermeister verübt. Wie sich im Laufe der umgehend eingeleiteten eigenen Ermittlungen herausstellt, sind die Templer aus dem ersten Teil nach wie vor aktiv und Nicole offenbar mitten in ihre Aktivitäten verstrickt. Während man gemeinsam mit George weiter Licht in die ziemlich geheimnisvollen Verstrickungen bringt, trifft man immer wieder auf vertraute Gesichter aus den ersten beiden Baphomet-Teilen, wie die nicht besonders cleveren Ganoven Guido und Flap, das gut genährte Touristenehepaar oder einen längst tot geglaubten Auftragskiller. Dabei haben die Macher sorgfältig darauf geachtet, dass auch Serien-Neulinge ohne Vorkenntnisse nichts verpassen.
Wer die ersten beiden Baphomet-Teile gespielt hat, kommt direkt mit dem Fan-Adventure zurecht: Per Mausklick wandert die Spielfigur los. Fährt man hingegen mit dem Zeiger über einen Gegenstand, lässt sich dieser über die rechte Maustaste begutachten und eventuell mit der linken aufheben oder benutzen. Genommene Gegenstände sammeln sich am unteren Bildschirmrand. Mit einem Klick ergreift man dort einen von ihnen, ein weiterer kombiniert ihn mit einem anderen Objekt in der Landschaft.
Die Puzzles selbst schwanken zwischen extrem einfach, bockschwer und ziemlich abgedreht. Beispielsweise verlangt ein Obdachloser im Austausch gegen seine Taschenlampe ein Damenhöschen. Teilweise erscheinen die Rätsel auch unmotiviert und unlogisch, wie im Hotel Ubu, in dem die benötigte Zimmerreservierung gut sichtbar auf dem Boden liegt. Insgesamt gibt sich Baphomets Fluch 2.5 zu geradlinig: Sofern man fleißig alle möglichen Gespräche führt, kommt man schnell auf des Rätsels Lösung. Viele Handlungsmöglichkeiten hat man in den meisten Fällen ohnehin nicht. So bleiben beispielsweise im Hotel Ubu nur der Mitarbeiter und das Kind als einzige Interaktionspartner.
Immerhin wurden die hervorragenden Sprecher professionell aufgenommen und sorgen für eine stimmige Atmosphäre. Lautstärkeschwankungen, wie sie bei Zak McKracken: Between Time and Space hin und wieder störten, bleiben hier aus.
Infos |
[1] Homepage von Baphomets Fluch: http://www.baphometsfluch25.de |
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